Ich arbeite im Schichtdienst. Ich tue das nicht, weil ich es toll finde, dann wach zu sein, während alle anderen schlafen, oder dann arbeiten zu gehen, wenn alle anderen ihr Wochenende geniessen, sondern weil es in meinem Job notwendig ist.
Gerade jetzt habe ich Nachtdienst, fünfmal nacheinander durch die Nacht wachbleiben und schlafen gehen, wenn die anderen gerade aufstehen/Aufstehen, wenn die anderen gerade ihren Kaffee geniessen/Frühstücken, wenn alle anderen sich zum Abendbrot hinsetzen/Auf Arbeit gehen, wenn sich alle anderen schlafen legen. Als ob das nicht manchmal frustrierend genug wäre -nur manchmal, oft ist es mir auch einfach egal-, wird es mit den Jahren auch nicht leichter. Im Gegenteil: während es früher noch eher spannend war, zu erleben, was in den Nächten geschieht, so finde ich jetzt die Routine nur umso ermüdender. Der klassische ninetofive-Job hat auch seine Nachteile, das steht ausser Frage, aber man muss dabei nicht seinen Rhythmus so regelmässig zum Stolpern bringen.
Die Auswirkungen meines stolpernden Rhythmus von heute:
- erst eine Stunde nach dem Aufstehen war ich fähig, die Zähne zu putzen und Kaffee zu machen.
- die Waschmaschine habe ich nur mit der Hälfte der eigentlich geplanten Wäsche beladen. Natürlich fällt mir das erst auf, nachdem sie schon 20 min läuft. Hoffentlich habe ich wenigstens einige passende Paare Socken reingeworfen :S
- Sobald ich in den Fernseher schaue, schaltet sich meine Denkfähigkeit für mindestens 10 Minuten ab. Die bewegten Bilder nehmen offenbar meine komplette Konzentrationsfähigkeit unter Beschlag.
- Zwischendurch blitzt immer wieder der Gedanke auf, das ich meine Mum in Sachen Muttertag noch anrufen muss. Ich habe mir schonmal vorsichtshalber einen großen Zettel an den Monitor gepinnt, weil der Gedanke nach dem kurzen Aufblitzen wieder mindestens für eine Stunde im Halbschlaf verschwindet.
Dafür kann ich mich ja mit der Erwartung trösten, dass ich heute Nacht gegen 3.00 Uhr dann wieder fit wie ein Turnschuh bin. Nur leider ist das eine Zeit, zu der das am wenigsten notwendig ist ;)
Und dann vermeide ich es noch tunlichst, drei Tage voraus zu denken, denn dann muss ich mich aus der Lethargie zurück ins Tagleben drehen. Und nächsten Monat fangen wir das Ganze von vorne an.