Da geht er hin
Nun finde ich Dr. Motte weder als DJ herausragend, noch schätze ich seine
Ich bin seit 1991 bekennender Anhänger von Musik aus Strom, nur habe ich eigentlich die Parties in kleinen, familiären Clubs den Großveranstaltungen immer vorgezogen. Aber eine ganze Jugendsubkultur-Karriere ohne Großveranstaltung? Geht nicht.
Anno 1996 also auf dem Bauplatz des Sony-Center campiert, die wohl zentralste Park-, Wochenendplanungs- und kurz-Erholung-suchen-Basis überhaupt. Den Tresor in die eine, das Brandenburger Tor und den Tiergarten in die andere Richtung gleich ums Eck. Samstag früh den Baucontainer mit Duschen, Toiletten und Waschräumen im Schutz der Gruppe übernommen. Samstag Mittag den gleichen Baucontainer mit einer Ziegelpalette versperrt vorgefunden. Dazwischen am Ernst-Reuter-Platz die Füße ins erfrischende Wasser gehalten und mit geschätzten 2000 weiteren Feierwütigen den unbekannten DJ angefeuert, der die Szenerie beschallt hat. Er hätte ob der Partystimmung, die er da in Gang gebracht hatte, wohl am liebsten im Kreis gegrinst, wenn ihm seine Ohren nicht im Weg gewesen wären. Viel Sonne steigerte anfangs die Laune noch zusätzlich, sorgte aber später für den einzigen, aber dafür sehr formidablen Kopfhaut-Sonnenbrand meines Lebens. Ab dem frühen Nachmittag Ausschau nach dem angenehmsten Plätzchen an der Feierstrecke gehalten. Kurz vor Ankunft des ersten Trucks dann doch mitten in der Masse gestanden, deswegen bei der Vorbeifahrt mitten im Schalltrichter der Bassboxen kurzzeitig das Gehör verloren. Dem Tiergarten zuliebe einen WC-Container aufgesucht, darin dank Sonneneinstrahlung unerträgliche Hitze, dank fehlendem Wasseranschluss unerträglichen Gestank und dank hunderter von außen dagegen trommelnder Füße unerträglichen Geräuschpegel vorgefunden, dank der daraus resultierenden Reizüberflutung zu der Erkenntnis gekommen, dass das Wohlergehen des Tiergarten gegenüber meinem den kürzeren zieht.
Abends am Großen Stern noch die Erkenntnis gewonnen, dass sich das Laufen auf einer Decke aus leeren Getränkedosen stark nach Waldboden anfühlt, sofern dazwischen noch Schuhsohlen die Wahrnehmung beeinflussen.
Nachts am Alexanderplatz der Speednase nicht widersprochen, als er panisch erklärte, das die S-Bahnen ihren Betrieb für heute eingestellt haben, stattdessen lieber über seine Schulter den regen S-Bahn-Verkehr am Bahnhof Alexanderplatz betrachtet. Dann noch hier und dort eine Party mitgenommen und schlussendlich Sonntag nachmittags völlig ausgepumpt auf den Heimweg gemacht. Durchaus glücklich gefühlt.
Schade, das sie Dich nicht mehr dabeihaben wollen, Dr. Motte. Irgendwie waren diese Ansprachen auch schon wieder Kult, alles in allem ;)
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